Der Bund der Liebe
zwischen Frau und Mann
Das Fest des einenden Lebens
Bauen Sie auf Musik mit Herz

Trauungs-Lesung_AQ

Außerbiblische Texte zur Lesung für Trauungsfeier und Trauungsmesse

 

Als Text für die außerbiblische Lesung eignen sich auch viele Impulse aus der Textsammlung “Besinnung” von Franz Harant. (siehe: Gedichte, Reime, Impulse)

 

Geschichte – Form A

(Einführung: © Franz Harant; Text: Khalil Gibran, Der Prophet, Von der Ehe)

 

SprecherIn:

In dem Buch ‘Der Prophet’ schildert der arabische Schriftsteller Khalil Gibran,
wie die Menge den Propheten Almustafa vor seiner Abreise im Hafen umringt.

Während des Wartens wird er von den Inselbewohnern nach Lebensweisheiten befragt.

SprecherIn:

Dann sprach Almitra abermals und sagte:

Und was ist mit der Ehe, Meister?

Und er antwortete und sprach:

Ihr wurdet zusammen geboren,
und ihr werdet auf immer zusammen sein.

Ihr werdet zusammensein, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.

Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.

Aber lasst Raum zwischen euch.

Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.

Liebt einander,
aber macht die Liebe nicht zur Fessel:

Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seele sein.

Füllt einander den Becher,
aber trinkt nicht aus einem Becher.

Gebt einander von eurem Brot,
aber esst nicht vom selben Laib.

Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich,
aber lasst jeden von euch auch allein sein,
so wie die Saiten einer Laute allein sind
und doch von derselben Musik erzittern.

Gebt eure Herzen,
aber nicht in des anderen Obhut.

Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.

Und steht zusammen,
doch nicht zu nah:

Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten des anderen.

 

 

Geschichte – Form B 1

(Einführung: © Franz Harant; Text: Khalil Gibran, Der Prophet. Von der Liebe)

 

SprecherIn:

In dem Buch ‘Der Prophet’ schildert der arabische Schriftsteller Khalil Gibran,
wie die Menge den Propheten Almustafa vor seiner Abreise im Hafen umringt.

Während des Wartens wird er von den Inselbewohnern nach Lebensweisheiten befragt.

 

 

SprecherIn:

Da sagte Almitra:

Sprich uns von der Liebe.

Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen,
und es kam eine Stille über sie.

Und mit lauter Stimme sagte er:

 

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

 

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.

So wie sie dich wachsen lässt,
beschneidet sie dich.

 

So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost,
die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.

 

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.

Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.

Sie siebt dich, um dich von der Spreu zu befreien.

Sie mahlt dich, bis du weiß bist.

 

 

Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

 

All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.

 

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich,
deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen
in die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst,
aber nicht dein ganzes Lachen
und weinen,
aber nicht all deine Tränen.

 

Liebe gibt nichts als sich selbst
und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht,
noch lässt sie sich besitzen;
denn die Liebe genügt der Liebe.

 

Wenn du liebst,
solltest du nicht sagen:
„Gott ist in meinem Herzen.“,
sondern:
„Ich bin in Gottes Herzen.“

Und glaube nicht,
du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe,
wenn sie dich für würdig hält,
lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch,
als sich zu erfüllen.

 

Aber wenn du liebst und Wünsche haben musst,
sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein;
der seine Melodie der Nacht singt.

Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.

Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
und willig und freudig zu bluten.

Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;
zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
und dann einzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.

 

 

Geschichte – Form B 2 (gekürzt)

(Einführung: © Franz Harant; Text: Khalil Gibran, Der Prophet, von der Liebe)

 

SprecherIn:

In dem Buch ‘Der Prophet’ schildert der arabische Schriftsteller Khalil Gibran,
wie die Menge den Propheten Almustafa vor seiner Abreise im Hafen umringt.

Während des Wartens wird er von den Inselbewohnern nach Lebensweisheiten befragt.

 

Da sagte Almitra:

Sprich uns von der Liebe.

Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen,
und es kam eine Stille über sie.

Und mit lauter Stimme sagte er:

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,
sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.

So wie sie dich wachsen lässt,
beschneidet sie dich.

So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost,
die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit. …

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich,
deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen
in die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst,
aber nicht dein ganzes Lachen
und weinen,
aber nicht all deine Tränen.

Liebe gibt nichts als sich selbst
und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht,
noch lässt sie sich besitzen;
denn die Liebe genügt der Liebe.

Wenn du liebst,
solltest du nicht sagen:
„Gott ist in meinem Herzen“,
sondern:
„Ich bin in Gottes Herzen.“

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. …

 

 

Geschichte – Form C

(aus: Hubertus Halbfas, Hrsg., Religionsbuch für das erste Schuljahr, Benziger/Patmos Verlag; nacherzählt nach Laurens van der Post, The creative pattern in primitive Africa, in: Eranos Jahrbuch 1956, Zürich 1957; Die Geschichte vom Korb mit den wunderbaren Sachen)

 

SprecherIn:

Es war einmal ein Mann, der hatte eine wunderbare Rinderherde.

Alle Tiere trugen ein schwarz-weißes Fell;
das war geheimnisvoll wie die Nacht.

Der Mann liebte seine Kühe und führte sie immer auf die besten Weiden.

Wenn er abends die Kühe beobachtete, wie sie zufrieden waren und wiederkäuten,
dachte er: „Morgen früh werden sie viel Milch geben!“

Eines Morgens jedoch, als er seine Kühe melken wollte,
waren die Euter schlaff und leer.

Er glaubte, es habe an Futter gefehlt,
und führte seine Herde am nächsten Tag auf saftigen Weidegrund.

Er sah, wie sie sich sattfraßen und zufrieden waren.

Aber am nächsten Tag hingen die Euter wieder schlaff und leer.

Da trieb er die Kühe abermals auf neue Weide,
doch auch diesmal gaben die Kühe keine Milch.

Jetzt legte er sich auf die Lauer und beobachtete das Vieh.

Als um Mitternacht der Mond weiß am Himmel stand,
sah er, wie sich eine Strickleiter von den Sternen herabsenkte.

Auf ihr schwebten sanft und weich junge Frauen aus dem Himmelsvolk herab.

Sie waren schön und fröhlich, lachten einander leise zu
und gingen zu den Kühen, um sie leerzumelken.

Da sprang er auf und wollte eine fangen,
aber sie stoben auseinander und flohen zum Himmel hinauf.

Es gelang ihm jedoch, eine von ihnen festzuhalten, die allerschönste.

Er behielt sie bei sich und machte sie zu seiner Frau.

Täglich ging nun seine Frau auf die Felder und arbeitete für ihn,
während er sein Vieh hütete.

Sie waren glücklich,
und die gemeinsame Arbeit machte sie reich.

Eines aber quälte ihn:
Als er seine Frau eingefangen hatte,
trug sie einen Korb bei sich.

„Niemals darfst du da hineinschauen!“ hatte sie gesagt.

„Wenn du es dennoch tust, wird uns beide großes Unglück treffen.“

Nach einiger Zeit vergaß der Mann sein Versprechen.

Als er einmal allein im Haus war, sah er den Korb im Dunkeln stehn,
zog das Tuch davon und brach in lautes Lachen aus.

Als seine Frau heimkehrte wusste sie sofort, was geschehen war.

Sie schaute ihn an und sagte weinend:
„Du hast in den Korb geschaut!“

Der Mann aber lachte nur und sagte:
„Du dummes Weib, was soll das Geheimnis um diesen Korb?
Da ist ja gar nichts drin!“

Aber noch während er dies sagte, wendete sie sich von ihm ab,
ging in den Sonnenuntergang und wurde auf Erden nie wieder gesehen.

Und wisst ihr, warum sie wegging?

Nicht, weil er sein Versprechen gebrochen hatte.

Sie ging, weil er die schönen Sachen,
die sie vom Himmel für beide mitgebracht hatte,
nicht sehen konnte
und darüber sogar noch lachte.

 

 

Geschichte – Form D

(AutorIn und Quelle unbekannt)

 

SprecherIn:

Eine junge Frau stand am Abend vor ihrer Hochzeit bei ihrer Mutter
und schaute zur Sonne,
die am Horizont ins Meer untertauchte.

Sie sagte zu ihrer Mutter:

„Mein Vater liebt dich
und ist dir allezeit treu geblieben.

Was muss ich tun,
um unsere Liebe immer inniger werden zu lassen?

Wie macht man das?“

Die Mutter schwieg und dachte ein wenig nach.

Dann bückte sie sich,
füllte beide Hände mit Sand
und stellte sich neben ihre Tochter.

Ohne etwas zu sagen,
schloss sie die Finger der einen Hand immer fester um den Sand.

Da rieselte der Sand zwischen den Fingern zu Boden.

Je fester sie ihre Hand zusammenballte,
um so schneller rieselte der Sand durch ihre Finger.

Und als sie ihre Hand öffnete,
klebten nur noch ein paar feuchte Sandkörner auf ihrer Handfläche.

Aber ihre andere Hand hatte die Mutter nicht zusammengeballt,
sondern aufgehalten wie eine kleine Schale.

Dort waren die Sandkörner liegengeblieben.

Und sie glänzten reich und voll im Licht der untergehenden Sonne.

 

 

Geschichte – Form E

(AutorIn undQuelle unbekannt)

 

Ein junger Mann hatte einen Traum.

Hinter der Ladentheke sah er einen Engel.

Hastig fragte er ihn:

„Was verkaufen Sie, mein Herr?“

Der Engel gab ihm freundlich zur Antwort:

„Alles, was sie wollen.“

Der junge Mann sagte:

„Dann hätte ich gern:
eine Frau, die mich immer versteht und auf die ich mich verlassen kann;
eine glückliche Ehe, die bis zu unserem Lebensende glücklich bleibt;
gute Freunde, die uns auf unserem Lebensweg begleiten;
Kinder, die sich gut entwickeln und an denen wir unserer Freude haben;
und, und, und …“

Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte:

„Entschuldigen Sie, junger Mann,
Sie haben mich verkehrt verstanden.

Wir verkaufen keine Früchte hier,
wir verkaufen nur den Samen.“

 

 

Geschichte – Form F

(Folke Tegetthoff)

 

SprecherIn:

Vogel und Baum.

Ein Märchen von Folke Tegetthoff.

Wie ein Geschenk auf flacher Hand:
Ein Hügel in weiter Ebene.

Darauf in „Habt-Acht-Stellung“ ein Baum.

Der Wind hat ihn gepflanzt,
er tobte und verfing sich in ihm
und gerade dieser Umstand wird es wohl gewesen sein,
der diesen Baum zu etwas Besonderem machte.

Er FÜHLTE.

Ja, er fühlte mit seinem ganzen Herzen das er besaß.

Er liebte die Sonne,
wenn sie Leben auf sein Land hauchte.

Aber er empfand auch eine tiefe Einsamkeit,
wenn die ganze, graue Wolkengemeinschaft um ihn Platz nahm.

An einem solchen Nebeltag kam plötzlich ein Gast, –
zu sehen war er nicht,
nur das zarte Schwingen eines Astes verriet seine Ankunft.

Im Dickicht der Blätter begann er zu singen
und den Baum trafen die Schwingungen bis tief in die Wurzeln.

„Wer bist du?“ fragte er.

„Bin ein Vogel“ kam es zurück.

Nun, Vögel waren schon viele da gewesen.

Aber keiner hatte dem Baum ein Lied gesungen – KEINER.

Sie waren gelandet,
hatten sich genommen was sie nehmen wollten
und waren wieder weggeflogen.

Nichts von der Zartheit mit der DIESER Vogel gekommen war.

Im Herzen des Baumes tat sich Sonderliches. –

Er spürte den Nebel nicht mehr.

Nur ein Gedanke pulsierte vom Herzen beschleunigt,
durch die Adern des Baumes:
Der Vogel … soll bleiben … nur da sein!

„Du bist ein schöner Baum“ meinte der Vogel,
„du erzählst so wunderbare Dinge,
die ich gar nicht bemerke, obwohl ich sehe!
Du liebst das Land,
obwohl du es nicht betreten kannst.

Weil du es fühlst, – nicht einfach nur siehst!“

Und der Vogel blieb.

Veränderte sich, flog nur noch selten übers Land,
kam immer wieder zurück, lautlos und sicher.

„Ein kleinwenig eigenartig ist es“
meinte der Vogel zum Mond,
„ein Vogel und ein Baum.

Aber ich freue mich,
atme die Luft seiner Blätter,
ich höre seine Stimme
und weiß nicht ob es nicht meine ist.

Mond – was ist nur los mit mir???“

Und der Mond, dieser tapfere Mond, wusste es längst:
LIEBE war´s, LIEBE!

Wenn die Sonne mit dem Mond übers Land prominierte,
war Schweigen auf dem Hügel.

Vergebens mühte sich der Wind um sein Spielzeug –
er hatte es längst verloren.

Vergebens lockten Vogelbräute mit schrillem Rufen.

Gemeinsam fühlten – Baum und Vogel – die Wärme aus dem Tal emporsteigen.

Und in solchen Momenten war nur Schweigen angebracht.

Zur Zeit des Nebels und der Kälte rückten die Liebenden noch näher zusammen.

Der Baum gab sich ganz seinem Freunde hin,
wollte seine Knospen und Blätter ihm schenken. –

„Nimm mit jedem Stück ein Stück meiner Liebe in dich auf“
flüsterte das Geäst.

Dieses Zeichen bedingungsloser Liebe bestärkte die Beiden,
sich gegenseitig anzunehmen,
und ließ sie wachsen.

Ein Vogel und ein Baum.

Manche lächelten und konnten es nicht recht verstehen.

Doch wen kümmerte es?

Den Baum auf seinem einsamen Hügel?

Den Vogel, dessen Lieder sogar dem Mond Hoffnungen auf die Sonne machten?

Und bestimmt werden sie auch noch heute lieben,
denn sterben, – sterben wird die Liebe nie.